Leo ist 3 Jahre alt und heute den 4. Tag im Montessorihaus. Heute war Leo müde und sein Tag hatte nicht gut begonnen. Von Anfang an war er weinerlich und grantig: Nicht das richtige Oberteil, nicht die richtigen Schuhe, usw. ….
Beim Montessorihaus angekommen, konnte er sich für nichts entscheiden. Ich verstand, er wolle mit mir im Auto bleiben und wieder heimfahren. Da ich das offensichtlich nicht wollte, überzeugte ich ihn mit mir gemeinsam hineinzugehen. Drinnen ging das Drama weiter, er wollte getragen werden, obwohl er sonst immer sehr selbständig ist. Auch in der Garderobe fanden wir keine sinnvolle Trennung, ich ging mit in die Gruppe.
Mittlerweile startete dort schon der Morgenkreis. In meiner Anwesenheit konnte Leo sich nicht auf die Bank zu den anderen Kindern setzen, so blieb er raunzend auf meinem Schoss und quengelte wie ein Baby. Es war unangenehm für mich, für ihn und für alle anderen.
Ich entschloss mich, noch einmal mit ihm in den Vorraum zu gehen. Ich fragte noch einmal nach, was er denn brauche und jetzt verstand ich: Er wollte nochmal zurück zum Auto und sich dort von mir verabschieden. Er wollte (wie seine großen Brüder) allein und erhobenen Hauptes hineingehen.
Gesagt, getan. Ich blieb noch gespannt, wie das laufen würde…
Beim Auto angekommen lachte Leo mich an, winkte und sagte „Tschüss, Mama.“ Er drehte sich um und marschierte mit stolzer Brust davon.
Ich bin sicher, dass er drinnen ganz altersgemäß auf einen Platz gesetzt hat und sich ganz selbstverständlich in die Gruppe eingefügt hat, wo er zuvor noch weinerlich am Boden herumgekrochen war.
Kinder sind in vielerlei Hinsicht von Ihren Eltern abhängig, aber manchmal machen wir sie auch von uns abhängig und schaden damit der Eltern-Kind-Beziehung. Ich war heute sehr berührt wie diese Situation sich gewandelt hat und mit Würde und gegenseitigem Respekt beendet werden konnte.
So lerne ich von meinen Kindern, jeden Tag!